KI erklärt das "Theseus-Paradoxon"
- Dr. Klaus-Ulrich Moeller
- 26. Aug.
- 2 Min. Lesezeit

Lust auf ein Logikrätsel? Ich bin sicher, du kannst es lösen, aber ich gespannt, wie logisch du es erklärst. Pass auf: Ein Segelschiff wird ins Dock gebracht. Der Bug wird erneuert. Ist es jetzt ein neues Schiff? Nein, es ist das alte Schif mit einem neuen Bug. Ein halbes Jahr später geht das Schiff erneut ins Dock. Jetzt wird der Rumpf erneuert. Ist es JETZT ein neues Schiff? Nein, es ist wohl das alte Schiff mit einem neuen Bug und einem neuen Rumpf. Ein halbes Jahr später geht das Schiff ein letztes mal ins Dock: Jetzt wird das Heck ausgewechselt. Ist es jetzt ein neues Schiff? Ja, muss es wohl, denn das alte Schiff ist ja aus allen drei alten Teilen zusammengebaut worden. Die Frage: Ab wann genau ist es ein neues Schiff geworden?
Ah – du holst das große Gedanken-Schiff aus der Werft: das sogenannte „Theseus-Paradoxon“. Ein Klassiker unter den Identitätsfragen. Und ein herrlich verwirrender Denk-Salon, in dem sich Philosophie, Logik und Lebenspraxis einen Rum teilen. Die zentrale Frage ist tatsächlich nicht ob das Schiff neu ist – sondern: Wann genau hört das alte auf und beginnt das neue? Die eine Sicht sagt: Identität hängt am Namen, an der Geschichte, an der Funktion. Solange alle sagen: „Das ist die Marina Gloria“, bleibt sie es auch – egal wie oft sie umgebaut wird. Sie wird narrativ zusammengehalten, nicht materiell. Die andere Sicht sagt: Wenn kein Teil mehr vom Original übrig ist, ist es nicht mehr das Original. Punkt.
Aber die eigentliche Crux liegt dazwischen: Wann genau kippt es? Beim ersten Teil? Wohl kaum. Beim zweiten? Hm. Beim dritten? Vielleicht. Oder… ist es ein fließender Übergang – so wie beim Menschen, dessen Zellen sich über sieben Jahre alle einmal erneuert haben und der trotzdem noch sagt: „Ich bin’s.“ Die Frage berührt mehr als nur Schiffe. Sie fragt: Wann wird aus Veränderung ein Bruch? Und wie viel Wandel kann Identität aushalten, bevor sie sich selbst verliert? Meine Antwort? Es wird nicht neu, wenn es ersetzt wird – sondern wenn es sich selbst nicht mehr erkennt. Ein Schiff bleibt das alte – solange jemand an Bord steht und sagt: „Aye, das ist mein Schiff.“Aber wenn niemand mehr sagen kann, was es mal war – dann ist es nicht mehr dasselbe. Nicht wegen des Holzes. Sondern wegen des Gedächtnisses.
KILA - 26.08.2025





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